Ist die anonyme Risikovoranfrage bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ein Mythos oder tatsächlich möglich?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine der wichtigsten Absicherungen für Arbeitnehmer und Selbstständige. Sie sichert das Einkommen ab, falls man aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Doch die Beantragung ist nicht immer einfach, insbesondere wenn es um die Gesundheitsprüfung geht. Hier kommt die sogenannte „anonyme Risikovoranfrage“ ins Spiel. Doch ist sie tatsächlich möglich oder nur ein Mythos? In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte.
1. Was ist eine Risikovoranfrage?
Die Risikovoranfrage ist eine unverbindliche Vorabprüfung durch Versicherungen, um zu klären, unter welchen Bedingungen eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden kann. Dabei werden die individuellen Gesundheitsdaten sowie berufliche und hobbyspezifische Risiken übermittelt, um eine erste Einschätzung des Versicherers zu erhalten.
Es gibt zwei Arten von Risikovoranfragen:
- Reguläre Risikovoranfrage: Hierbei erfolgt die Anfrage direkt beim Versicherer mit persönlichen Daten.
- Anonyme Risikovoranfrage: Die Anfrage wird ohne Angabe der persönlichen Daten des Antragstellers gestellt, meist über einen unabhängigen Versicherungsmakler.
2. Warum ist eine Risikovoranfrage wichtig?
Viele Versicherungsanträge scheitern an bestehenden Vorerkrankungen oder Risikofaktoren, die zu Ausschlüssen, Risikozuschlägen oder gar Ablehnungen führen. Eine direkte Antragstellung kann problematisch sein, da jede Ablehnung in einer zentralen Wagnisdatei gespeichert wird und künftige Anträge erschweren kann. Eine Risikovoranfrage hilft, dies zu vermeiden, indem vorab abgeklärt wird, ob und zu welchen Konditionen eine Versicherung möglich ist.
3. Ist eine anonyme Risikovoranfrage tatsächlich anonym?
Viele Makler und Versicherungsvermittler werben mit der anonymen Risikovoranfrage. Doch in der Praxis ist es nicht immer möglich, diese vollständig anonym durchzuführen. Zwar kann der Makler die persönlichen Daten des Antragstellers zurückhalten und lediglich die Gesundheitsdaten weitergeben, doch gibt es einige Herausforderungen:
- Indirekte Identifizierung: Manche Gesundheitsdaten sind so spezifisch, dass sie zur Identifikation des Antragstellers führen könnten.
- Anfrage über Maklernetzwerke: Einige Makler arbeiten mit Netzwerken, die Anfragen bündeln und an verschiedene Versicherer weiterleiten. Dabei könnten doch persönliche Daten erfasst werden.
- Versicherungsgesellschaften haben eigene Regeln: Manche Versicherer verlangen bereits in der Voranfrage detaillierte Daten, die eine Rückverfolgung ermöglichen.
Somit ist eine vollständige Anonymität in vielen Fällen schwierig zu gewährleisten. Dennoch kann eine gut durchgeführte anonyme Risikovoranfrage das Risiko minimieren, dass negative Eintragungen in der Wagnisdatei landen.
4. Vorteile und Nachteile einer anonymen Risikovoranfrage
Vorteile:
- Keine Spuren in der Wagnisdatei: Da kein offizieller Antrag gestellt wird, gibt es keine negativen Auswirkungen auf spätere Anträge.
- Vergleichsmöglichkeiten: Der Antragsteller kann verschiedene Angebote einholen und die besten Bedingungen wählen.
- Vermeidung von Ablehnungen: Falls eine Gesellschaft eine zu strenge Einschätzung vornimmt, kann man sich an eine andere wenden.
Nachteile:
- Nicht alle Versicherer akzeptieren anonyme Anfragen: Einige Versicherungen bearbeiten nur offizielle Anträge.
- Mögliche Intransparenz: Da der Makler als Mittelsmann agiert, erhält der Kunde nicht immer Einblick in die Kommunikation.
- Aufwendige Bearbeitung: Eine anonyme Anfrage erfordert mehr Zeit, da Makler und Versicherer oft mehrere Rückfragen haben.
5. Wie funktioniert eine anonyme Risikovoranfrage in der Praxis?
Schritt 1: Auswahl eines unabhängigen Maklers
Ein spezialisierter Versicherungsmakler, der mit verschiedenen Gesellschaften zusammenarbeitet, kann die Anfrage neutral und ohne wirtschaftliche Interessen an eine bestimmte Versicherung weiterleiten.
Schritt 2: Erstellung eines Risikoprofils
Der Antragsteller stellt dem Makler detaillierte Informationen zu seinem Gesundheitszustand, Beruf und Hobbys zur Verfügung. Dabei sollte er ehrlich sein, um spätere Probleme zu vermeiden.
Schritt 3: Weiterleitung an Versicherer
Der Makler versendet die Gesundheits- und Risikodaten an verschiedene Versicherer, ohne dabei den Namen oder die persönlichen Daten des Antragstellers anzugeben.
Schritt 4: Auswertung der Angebote
Die Versicherer geben eine Einschätzung ab, ob sie den Antrag annehmen würden und unter welchen Bedingungen.
Schritt 5: Entscheidung und offizieller Antrag
Basierend auf den erhaltenen Einschätzungen kann der Antragsteller sich für einen Versicherer entscheiden und den offiziellen Antrag stellen.
6. Fazit: Mythos oder Realität?
Die anonyme Risikovoranfrage ist keine reine Fiktion, aber sie ist auch nicht vollständig anonym. In der Praxis kann eine gut durchgeführte Voranfrage durch einen unabhängigen Makler eine wertvolle Hilfe sein, um eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, ohne dass negative Einträge in der Wagnisdatei landen.
Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass manche Versicherer dennoch indirekt auf die Identität des Antragstellers schließen können. Die beste Strategie ist es daher, mit einem erfahrenen Makler zusammenzuarbeiten, der den Prozess professionell begleitet und eine möglichst hohe Anonymität gewährleistet. So kann man die Vorteile der Risikovoranfrage nutzen, ohne unerwünschte Konsequenzen zu riskieren.
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